"Einmal in der Haut von Shoppingbummlern, Sonnen-
suchern, Bahnhofshetzern und Parkflaneuren stecken"
Handlungsanweisung für Person L:
Sei am Donnerstag, den 28. Juni 07 um 16.20 Uhr an der U-Bahnhaltestelle
Rotebühlplatz am Ende der Königsstraße. Gehe die Treppe zur U-Bahn hinunter
bis zur halbrunden "Brücke" über den beiden Bahnsteigen, stelle dich hier
ans Geländer und warte. Bald wird auf beiden Gleisen je eine Person
angerannt kommen. Fange sie oben ab und drücke ihnen wortlos die
Briefumschläge in die Hand ( dabei 1. Person, die ankommt Umschlag 1,
2. Person erhält Umschlag 2).Gehe dann zur U14 und nehme die Bahn um 16.31 Uhr
zum Hauptbahnhof. Steige dabei in den letzten Waggon durch die hinterste
Türe ein und halte dich dort an einer der Stangen fest.
Zettel 5
Lese in Ruhe den Zettel durch: Verteile schweigend an deinen Begleiter und
die beiden Wartenden, die schon auf der 3. Stufe von unten an der Ecke der
Treppe sitzen, je eine Sonnenbrille. Nehme dann die Shoppingtüten heraus und
die Zeitung. Zerknülle sie und stopfe damit die Tüten etwas aus, gebe
ebenfalls jedem eine. Flaniert dann die Königsstraße zum Hbf hinunter,
betrachtet Schaufenster und genießt den Bummel.
Dort angekommen, sammle die Brillen und Tüten wieder ein und verabschiede
dich förmlich.
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"Als ich an der Haltestelle Rotebühlplatz angekommen bin (ca 15 min früher)
hab ich mich zuerst an der halb-runden Brücke postiert. Durch die Anweisung
"wortlos" bin ich mir ziemlich detektivartig vorgekommen und hab mir deshalb
(um mich zu tarnen) ein Eis gekauft... Nach ungefähr 5 min ist so'n Typ mit
FoKuHiLa gekommen, der überhaupt nicht nach deiner Aktion aussah. Er hat
mich angesprochen, ob ich für ihn die Bahngleise beobachten kann, und nach
nem Mädchen mit großer grüner Tasche Ausschau halten kann. Weil ich etwas
verwirrt war, hab ich seinen Auftrag angenommen und dabei entdeckt, dass es
noch eine zweite halbrunde Brücke gibt. Da ich nicht wusste, welche gemeint
war, bin ich von einer zur anderen gependelt und hab nebenbei noch den
FoKuHiLa-Auftrag beachtet. Dieser stellte sich dann als nichtig heraus,
nachdem der Typ mir gesagt hat, das sei seine Schwester und er will nicht,
dass sie mit dem Jungen, mit dem sie lief, was hat...(komische Sache). Er
hat sich dann verabschiedet und ist ihnen hinterher, um den Freund seiner
Schester zu schlagen. Irgendwie hatte ich die ganze Zeit das Gefühl
beobachtet zu werden und tarnte mich darum öfter zwischen aus der U-Bahn
aussteigenden Personen. (Paranoia!) Als ein Mädchen, das den gleichen
Umschlag wie ich in der Hand hielt, an der Brücke stehenblieb und suchend um
sich schaute, lief ich zu ihr und gab ihr den ersten Umschlag. Den zweiten
konnte ich nicht abgeben, hab die Person wohl verpasst (und war darum ein
bisschen traurig, da ich vielleicht die Kette unterbrochen haben könnte).
Nachdem ich dich angerufen hab konnte ich meinen Teil wieder fortsetzen und
bin schnell zum Friedrichsbau gefahren, von wo aus ich dann auf die Treppe
am Schlossplatz gelotst wurde. Dort sollte ein Mann mit schwarzer Brille
neben einem Paket sitzen, das ich öffnen und hineinschauen sollte. Daneben
sollten 2 weitere Personen sitzen, die mit mir und dem Mann (so lautete der
Auftrag) mit Sonnenbrillen die Königsstraße entlangschlendern sollten. Es
saßen auch 2 Personen dort, nur waren es die Falschen! Ich wollte ihnen
mindestens 3 Mal wortlos die Sonnenbrillen andrehn ("Nein, wir wollen das
nicht kaufen") und die mit Zeitungspapier vollgestopften Einkaufstüten ("Da
ist ja Müll drin"), doch ohne Erfolg. Mir kam nicht in den Sinn, dass die
zwei überhaupt nichts mit der Aktion zu tun hatten, und ich blieb
hartnäckig bis der Mann, der mir das Paket gab, mich auf 2 andere hinwies.
Die nahmen die Brillen und die Taschen sofort an und liefen mir (nach einem
Zeichen) hinterher. Mit ungewöhnlich langsamer Geschwindigkeit schlenderten
wir als Inkognito-Crew die Königsstaße bis zum Bahnhof entlang und schauten
auch ab und zu pseudo-interessiert in Schaufenster. Dann verabschiedete ich
mich von allen, bedankte mich für die Aktion und forderte von allen die
Sonnenbrillen wieder ein. Der Mann wollte seine aber nicht hergeben, und mir
fiel erst nach mehreren Aufforderungen ein, das es seine Eigene war, die er
vorher schon getragen hat. Dabei hat mich verwundert, dass der Mann immer
noch nicht gesprächig war und ich dachte schon, dass die Verweigerung der
Sonnenbrille auch noch Teil der Aktion war. Mir hat an der ganzen Aktion die
Verpflichtung zu schweigen am meisten gefallen, da man normal stets das
Gefühl hat, den Leuten mitzuteilen was man macht (oder nicht macht) und
ihnen den Gemütszustand reinzudrücken. Die Zettel, die einem als einzigste
den nächsten Schritt zeigen konnten waren eine sehr diffuse Leitlinie, an
die man sich klammerte. Wenn man (wie in meinem Falll) einen Zettel nicht
erhalten hat, war man plötzlich in der "großen Stadt" allein und wusste
nicht mehr wohin."
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